Kurz vor Beginn der Seminarreise nach Namibia wurde Deutschland von einer vierwöchigen Kälteperiode heimgesucht. Die Natur lag unter einer dicken Eisschicht begraben und unsere Eichstätter Nachbarn konnten sogar auf der Altmühl Schlittschuhfahren. Die Entscheidung, die kältesten Tage des Jahres durch afrikanische Hitze und roten Wüstensand zu tauschen, fiel mir dementsprechend leicht. So ging es Anfang Februar auch schon los!
Ein angenehmer Nebeneffekt bei Reisen nach Afrika ist mit Sicherheit, dass wir Europäer von dem energieraubenden Jetlag verschont bleiben. Lediglich eine Stunde beträgt in Namibia der Unterschied zur mitteleuropäischen Zeit.
Ausgangspunkt der Rundreise war die namibische Hauptstadt Windhoek, was auf Deutsch so viel bedeutet wie ‚Windiges Eck‘. Im Flughafen wurden wir bereits von Sakky erwartet, der für die kommenden Tage unser Guide, Busfahrer, Entertainer, also unser Mann für alles sein sollte. Vom Flughafen ging es direkt in das Zentrum der Hauptstadt. Dort angekommen, waren wir überrascht wie sehr man den deutschen Einfluss im Stadtbild Windhoeks noch bemerken konnte. Neben typisch deutschen Straßennamen ähnelten auch zahlreiche Häuser uns gewohnter Baustile. Während der Fahrt durch die Straßen, der auf 1650 Meter über den Meeresspiegel gelegenen Stadt, erklärte uns Sakky anschaulich, inwieweit die deutsche Kolonialzeit noch bis heute das Leben der Namibier beeinflusst. Sogar Brot, Wurst und Bier werden noch bis heute nach deutscher Handwerkskunst hergestellt. Dass es sich bei Windhoek um das politische und wirtschaftliche Zentrum Namibias handelte, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, denn mir macht hier alles eher den Anschein einer quirligen Kleinstadt.
Unsere Unterkunft war das Olive Groove Guesthouse im Herzen der Stadt, von wo aus wir am Abend noch eine private Erkundungstour unternahmen. Natürlich ging der abendliche Spaziergang nicht mehr allzu lang, da wir am nächsten Morgen in die Kalahari aufbrachen.
Der feine, rote Wüstensand der Kalahari verteilt sich auf eine Gesamtfläche von über 1,2 Millionen km2 und zählt damit zu den größten, geschlossen Sandflächen der Welt. Streng genommen, gehört die Kalahari zur Trocken- und Dornbuschsavanne.

Das typische Landschaftsbild zeichnet sich demnach nicht nur durch die großen, roten Sanddünen aus, sondern auch durch üppig bewachsene Flächen mit Wüstengräsern und Akazienbäumen. Besonders Letztere stellt den Lebensraum für die artenreiche Fauna der Halbwüste dar, wo man Springböcke, Antilopen, Oryxe, Straußen, Stachelschweine uvm. antreffen kann. Wer nach Namibia reist, macht dies sicherlich mit einem ganz besonderen Hintergedanken. Eine Pirsch in der Dornbuschsavanne, auf der man die sogenannten ‚Big Five‘ aufspürt, gehört einfach dazu. Wer Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard vor die Linse bekommen möchte, dem rate ich besonders zu einem Besuch der Etosha Pfanne, einer Region die sich vortrefflich für eine Game Reserve eignet.

Für uns ging es an diesem Tag in Richtung Sossus Vlei und wir passierten dabei das Mariental und die Maltahöhe. Angekommen standen wir in einer von Sanddünen umschlossenen, ausgetrockneten Lehmpfanne (=Vleis).
Die gewaltigen Sanddünen am Rand der verkrusteten Lehmebene versetzten die gesamte Gruppe in ehrfürchtiges Staunen. Die Dünen, die uns umzingelten gehören zu den Größten der Welt und ragen punktuell auf bis 320 Meter in den Himmel hinein. Mit ihren scharfen Kanten und ihrer rotschimmernden Farbe bildeten sie für einen unvergleichlichen Kontrast vor dem Tiefblau des Himmels. So konnten sogar Hobbyfotografen wie wir sensationelle Bilder schießen.

Nach einer kurzen Nacht in der Wüste ging es für uns bei Sonnenaufgang in den Namib Naukluft Nationalpark, welcher als größter Wildpark Afrikas gelistet ist. Ab Parkeingang hieß es zunächst Umsteigen in einen robusten 4WD Jeep, denn von hier aus ging es über wacklige Sandpisten in das Herz der Wüste. Ziel dieser abenteuerreichen Pistenfahrt war der Big Daddy, den es für uns zu besteigen galt. Zum Glück waren wir Frühaufsteher, denn später hätten wir uns zweifelsohne, ganz schön die Sohlen verbrannt!

Der Anstieg war schweißtreibend, nichtsdestotrotz wurden wir mit einem unvergleichbaren 360° Ausblick über die Wüste belohnt. Nach diesem herrlichen Erlebnis besuchten wir den Dead Vlei. Die Sonne stand bereits ihrem Zenit und die zwei Kilometer durch den heißen Sand, bei gnadenloser Mittagshitze war eine Erfahrung für sich.
Mit einem offenen Geländewagen wurden wir am späten Abend in das Namib Dune Star Camp befördert, um fern der Zivilisation und urbanen Lichtverschmutzung die Sterne zu betrachten. Das Camp liegt geschützt an einer versteinerten Düne der „Ur-Namib“ und bietet den Besuchern ein ganz besonderes Wüsten Ambiente. Strom gab es nur im Restaurant und auch nur so viel, wie tagsüber durch Solarzellen gesammelt wurde. Die Nacht wollte ich natürlich im Freien verbringen. Das Bett, dass auf glücklicherweise Rollen stand, wurde ohne lange zu überlegen auf Terrasse geschoben. Getrübt wurde diese unvergessliche Erfahrung nur durch einen spontanen aber nicht minder starken Regenguss, den es so nur selten in der Wüste gibt.

Diese Nacht war die kürzeste von allen, da eine Wanderung in den Sonnenaufgang geplant war. Nach der nächtlichen Dusche unter freiem Himmel war das aber kein Problem. Auf unserer Wanderung zeigte uns Sakky was in der Wüste so alles kreucht und fleucht. Denn eines stimmt wirklich: „die Wüste lebt“! Bei einem deftigen Frühstück in der Desert Lodge kamen wir dann auch rasch wieder zu Kräften, bevor wir uns auch schon in Richtung Swakopmund via Solitaire verabschiedeten. Der Ort Solitaire besteht nur aus einer Tankstelle, einem Laden, einer Kapelle und einer Bäckerei, die durch den vortrefflichen, deutschen Apfelkuchen berühmt wurde. Kurios sind die zahlreichen Autowracks, die am Straßenrand liegen und oftmals als Blumenkästen für Agaven genutzt werden.

Auf den Weg an die Küste nach Swakopmund passierten wir den Gaub Pass und den Kuiseb Canyon, die landschaftlich ein ganz anderes Bild von Namibia vermittelten.
In nur wenigen Tagen hatten wir so gut wie alle Landschaftszonen Namibias kennengelernt und waren erstmals am Strand angekommen. Hier gönnten wir uns ein frisches und nach deutschem Reinheitsgebot gebrautes Bier. Unser Hotel mit dem passenden Namen ‚Strand‘ lag an einer Mole und war von drei Seiten vom Atlantik umgeben. Swakopmund stellte für uns die letzte Station der Seminarreise dar, wo wir im Anschluss an die Rundreise, das Kernseminar hielten. Bei Ankunft in unserem Hotel gönnten wir uns eine kurze Verschnaufpause, bevor wir dann mit den intensiven Round Table Gesprächen und Workshops in die zweite Tageshälfte starteten. Hier vertieften wir unser Wissen zum facettenreichen Produkt Namibia und konnten unsere Erfahrungen mit den Teilnehmern der anderen Gruppen und zahlreichen touristischen Partnern vor Ort teilen.

Unseren letzten Abend verbrachten wir glücklicherweise in der Wüste. Allein für diese traumhaften Sonnenuntergänge würde ich sofort wieder nach Namibia reisen. Selten hat mich die Abendsonne so verzaubert wie in der Namib. Bei Champagner und frischen Austern blickten wir auf die tollen Erfahrungen der vergangenen Tage und auf diese unvergessliche Seminarreise zurück.