Am Tag an dem der Frühling und die warmen Temperaturen nach Deutschland kamen, hieß es für mich nochmal warme Wintersachen einpacken und ab, ins noch frostige Finnland. Angekommen am Frankfurt Flughafen empfingen uns schon die netten Flugbegleiterinnen des Finnair, mit der wir über Helsinki nach Oulu flogen. Bereits auf dem Flug von Helsinki nach Oulu wurden wir uns den endlosen, weißen Weiten, den unzähligen, eingefrorenen Seen und den dichten Wäldern bewusst, die Finnland zu bieten hat. Der Anblick, der sich uns von hier oben bot, war grandios!
Finnland Facts #1: 75 Prozent der Fläche Finnlands ist bewaldet und es gibt mehr 188.000 Seen und das auf einer Gesamtfläche von nur 390.000 km2.
Nach Ankunft in Oulu und kamen wir nach kurzem Transfer schließlich in unserem ersten Hotel, dem Lappland Hotel in Oulu an. Das Haus überzeugte uns nicht nur durch sein edles Design und seiner skandinavischen Geradlinigkeit, sondern servierte uns im hoteleigenen Restaurant auch den ersten, kulinarischen Höhepunkt der Reise. Am ersten Morgen ging es nach einem toll sortierten und liebevoll präsentierten Frühstück mit dem Bus in das finnische Outback, zur ersten Outdoor Lodge in Saija. Allein das Fahren durch diese tolle Winterlandschaft, die man in unseren Breitengraden nicht zu sehen bekommt, war eigens ein Highlight dieser Seminarreise. Als dann der Busfahrer von zähflüssigem Verkehr sprach, als uns auf einer Strecke circa 500 Metern drei Autos entgegenkamen, wussten wir spätestens jetzt vom kühlen, aber herzlichen Humor der Finnen.
Die Überquerung des Napapiiris, auf Deutsch „Nördlicher Polarkreis“ wurde später nur noch gekrönt von der urgemütlichen Lodge am Jokijärvi See in Saija, inmitten der zugefrorenen Wildnis. Die Gäste dieser Lodge dürfen sich auf Blockhütten im finnischen Stil freuen, bei der jedes Zimmer selbstverständlich über eine eigene Sauna und ein Eisloch im hoteleignen See verfügt (Achtung Kalt: 2°C Celsius Wassertemperatur). Der stilgerechten Teilnahme am finnischen Volkssport des „Saunierens“, steht somit nichts mehr im Wege. Einige der Blockhütten waren übrigens mit einer verglasten Zimmerdecke ausgestattet, sodass man die Polarlichter gemütlich aus dem warmen Bett beobachtet kann, ohne sich in die klirrende Kälte begeben zu müssen. Im Übrigen beheimatet die Lodge eine eigene Husky Zucht mit über 180 Tieren. Von hier aus starteten wir in den wahren Winterzauber der finnisch-lappländischen Wälder. Auf der Husky Safari lenkten wir unseren eigenen Husky-Schlitten mit jeweils fünf Tieren und hatten dabei die Möglichkeit mit den anmutigen Tieren auf Tuchfühlung zu gehen. Diese Tiere einmal mit eigenen Augen zu sehen und sich dann auch noch von ihnen mit einer Wahnsinnes Geschwindigkeit durch die Winterlandschaft ziehen zu lassen war einfach schon immer ein Traum von mir! Ich war überrascht, wie aufmerksam und gehorsam die Tiere waren. Denn auch von uns „Anfänger“ ließen sie sich problemlos führen.
Und die Kälte? – Kein Problem!
Denn für jede Wintersportaktivität werden alle Teilnehmer mit wasser- und winddichten Winteroveralls, Schneeschuhen und warmen Fäustlingen ausgestattet, mit denen man alle Freiluftaktivitäten unbeschadet und komfortabel bestreitet. So steht dem vollkommenen Genuss nichts mehr im Wege.
Was mich besonders am Husky Erlebnis beeindruckte, war, dass die Hunde, wenn sie in „Pension gehen“, noch als „Lehrer“ für den Nachwuchs fungierten. Interessierte Gäste können sich übrigens jeder Zeit für einen Spaziergang mit den Tieren anmelden und eigenständig mit ihnen losziehen.
Nach einer deftigen Rentiersuppe, mit herrlich frischem Brot und im Anschluss finnischen Donuts ging es weiter nach Salla in die Holiday Lodge, die am Fuße eines kleinen Skigebietes lag, und welche den Ausgangspunkt für die folgenden Freizeitaktivitäten darstellte. In unserem Apartment fehlte es uns an nichts. Neben der obligatorischen Sauna gab es sogar einen Wäschetrockner im Zimmer! Die gemütliche Atmosphäre der Zimmer entstand vor allem durch die rustikalen Möbel im finnischen Stil und die schlichten, aber stilvollen Deko-Elemente. Hier verbrachten wir zwei Nächte. Die Lodge war der ideale Ausgangspunkt für Alpinskifahren, Langlaufen, Schneeschuhwandern, Eislochfischen, „Fat-Biken“ mit oder ohne Motor, Rentiersafaris durch die Winterlandschaft oder Exkursionen mit dem Motor-schlitten. Die Aktivitäten können je nach Geschmack kürzer oder länger, schneller oder gemütlicher, an die russische Grenze oder nur in den Winterwald ausfallen. Auf jeden Fall ist für jeden etwas dabei! Zum Abendessen gab es lokale Spezialitäten wie: Rentier, Saibling oder Lachs in allen möglichen Variationen, die mit einer ganz besonderen, kulinarischen Raffinesse zubereitet wurden. Am nächsten Morgen kleideten wir uns natürlich erst einmal den Temperaturen entsprechend ein, um erneut den eisigen Temperaturen trotzen zu können. Wer schnell friert, könnte auch bei extremer Kälte neben der üblichen Thermo-Unterwäsche noch einen besonders warmen Schneeanzug anziehen. Zu dieser Jahreszeit war dies aber nicht mehr nötig, da das Thermometer nur noch zwischen 0°C und -5°C anzeigte.
Finnland Facts #2: In der Reisezeit März wird es bereits um 7:00 Uhr morgens hell und um 22:30 erst dunkel. Jeder Tag bedeutet nun zehn Minuten mehr Licht! Vom 20. – bis 26. Juni heißt es dann: „Hauska Juhannusta! – Frohes Mittsommerfest!“. Sicherlich ein wahnsinnig tolles Erlebnis!
Warm ausgestattet, starteten wir dann zu den Stallungen der Rentiere, um eine herrliche Rentiersafari genießen zu dürfen. Natürlich bekam jeder Teilnehmer sein eigenes Rentier und den dazugehörigen Schlitten, der mit einem warmen Fell und einer Decke ausgelegt war. Auf dieser Safari kam es einem vor, als würde Weihnachten vor der Tür stehen. Die großen Flocken rundeten das weihnachtliche Ambiente vortrefflich ab! Mein Rentier hieß Dimitri und war ein tolles, kuscheliges „Tier“.
Ja, generell waren sie alle wahren Herzensbrecher. Das Ganze fand noch seinen Höhepunkt als wir die Mamas mit ihren Kleinen besuchen und füttern durften. Im Übrigen ist Salla der Halter des Weltrekords mit der längsten Rentiersafari mit über 60 Schlitten, die als geschlossene Karawane durch die winterliche Landschaft streift.
Die Nebenkosten, obwohl Skandinavien, waren im Übrigen weitaus günstiger als in Norwegen und Schweden. Auch das leidige und zeitraubende Wechseln von Bargeld bleibt uns Touristen in Finnland glücklicherweise erspart, da Finnland ja bekanntlich Mitglied der Euro-Zone ist. Einem entspannten Nordlandurlaub im Sommer oder Winter mit der ganzen Familie stünde somit nichts mehr im Wege. Wer kein Wintermensch ist, fährt im Sommer, denn auch in den Sommermonaten stehen unzählige Ausflugsziele und Sportaktivitäten, wie Reiten, Kanufahren, Fischen und Golfen zur Verfügung. Außerdem ist das Klima während der Mittsommerzeit besonders angenehm und es ist fast 24 Stunden am Tag hell. Nach den Lodge Besichtigungen stürzten wir uns erneut in die weiße Pracht. Dieses Mal aber mit Vollgas auf PS-starken Schneemobilen. Nach den traditionellen und eher gemütlichen Schlittenfahrten mit den Huskys und Rentieren, war das wirklich ein ganz anderes Erlebnis. Adrenalin Pur, bei so vielen „Rentieren/Husky-Stärken“ unter dem Hintern. Heutzutage sind die Motorschlitten in Finnland natürlich nicht mehr wegzudenken und das zeigt wieder einmal, wie sich Tradition und Moderne in diesem Land wunderbar vereinen lassen.
Der Ausflug mit den Motorbikes hat einen wahnsinnigen Spaß gemacht. Die Preise waren moderat und wenn man bedenkt, wie solche Touren in unseren Wintergebieten („einmal im Kreis fahren“) ausfallen, dann übertrumpft Finnland diese bei Weitem mit Preis-Leistung und vor allem Spaß!
Nebenbei gesagt, gibt es auch sehr viele Gourmetrestaurants in ganz Finnland. Dabei muss man aber auch gestehen, dass das Essen nicht nur so gut schmeckt, weil international bekannte Könner hinter den Töpfen stehen, sondern weil die Zutaten alle frisch und meist direkt aus der Region kommen. Dass sich Finnland im ökologischen Gleichgewicht befindet, merkt man nicht nur beim Flanieren durch die Natur, auch auf dem Teller schmeckt man, dass die Seen sauber, die Luft rein und die Produkte gesund und frisch sind!
Ein weiteres Highlight bot uns Markus, ein ehemaliger Kollege, der sich vor einigen Jahren dazu entschied auszuwandern und in Finnland eine Eisbar zu gründen. Wir, als seine ehemaligen Kolleginnen und Kollegen haben es sehr genossen ihn mal wieder zu sehen und in seinem umwerfenden Ambiente an einer Verköstigung lokaler Wodkas mit unterschiedlichen Geschmacksrichtungen teilzunehmen. Nächsten Winter wird er zusätzlich ein Eis Hotel mit wenigen, aber exklusiven Zimmern eröffnen. Stellt Euch vor in einem frostigen Iglu zu übernachten in dem aus Eis geschnitzte Möbel, Accessoires stehen und LED-Lichter ein fantastisches, warmes und transparentes Ambiente schaffen. Dazu gebettet auf kuschlig-warmen Fellen und bequemen Kissen – ein Traum! Für mich ein Muss für jeden, der Finnland besuchen möchte! Sicherlich wird er auch einen Eisskulpturenschnitzkurs anbieten.
Der nächste Tag führte uns via Luosto nach Levi zur Main Event Location. Finnland zeigte sich an diesem Tag von der sonnigsten Seite, der Schnee glitzerte und der tiefblaue Himmel führte uns mental in eine Traumwelt, die ja tatsächlich vorhanden und für uns greifbar war. Während des kurzen Zwischenstopps in Luosto sahen wir, wie die Finnen das Wochenende genießen, nämlich beim Eislochfischen auf einem der zahlreichen Seen. Dicht aneinander gereiht hatten sich unzählige Finnen auf dem See versammelt und saßen gemütlich, wie Sonnenanbeter, vor ihrem Wasserloch. Bei einer meterdicken Eisdecke bestand natürlich keine Gefahr des Einbrechens, auch nicht für die eigens errichtete Showbühne, auf der allerhand mehr oder weniger Prominente ihr Bestes gaben und Lieder sangen. Gegen Abend trafen wir dann im LEVI SPA Hotel ein und nutzten die verbleibenden Sonnenstunden um den Ort selbst, das Break Sokos Hotel und das Levi Panorama zu besichtigen. Letzteres kredenzte uns ein fantastisches Abendessen, hoch erhaben und bei schönster Fernsicht über Levi.
Arbeit muss auch sein
Nach den eindrucksvollen Tagen in der Wildnis von Finnisch Lappland stand der neue Tag unter dem Stern eines langen, aber erfolgreichen Informationstags. In zahlreichen Workshops wurden wir fit gemacht zu den einzelnen Gebieten Finnlands und anderen nordischen Destinationen. Dieses konzentrierte Wissen ist wichtig, damit wir unsere Kunden einerseits mit persönlichen Eindrücken, andererseits mit notwendigen Know How zur Destination beraten können. Einen gelungenen Seminarabschluss stellte der Besuch im Rentier-Streichelzoo dar, wo wir die Tiere mit Heu und Moos füttern durften. Im Anschluss ging es für uns direkt auf die Aprés Ski Party mit Outdoor BBQ im Ravintola Vinkkari, dem Pistenrestaurant im Ortskern von Levi! Aprés Ski darf in einer Skidestination nicht fehlen und findet auch hier im Norden wie gewohnt täglich statt. Wer das nach dem Ski fahren gerne hat, kann sich da noch einmal ordentlich austoben, aber auch Nicht-Skifahren kommen auf ihre Kosten und können daran natürlich ebenfalls teilnehmen.
Der letzte Tag dieser umwerfenden Reise war für mich, als Alpin-Skifahrerin, mit dem Sporttag natürlich der krönende Abschluss. Von Schneesturm bis strahlenden Sonnenschein war alles mit dabei! Nach in Empfangnahme der Leihausrüstung, die bestens präpariert und auf dem neusten Stand war, ging es dann schon los auf die Pisten, die einiges zu bieten hatten. Zum Glück war Philipp dabei, der das Gebiet kannte und wir mit ihm alle Routen ausprobierten. Sogar die Weltcup Strecke war mit im Programm, die frisch gespurt und sehr schön zu fahren war. Die einzelnen Gondeln waren nach den Weltcupsiegern benannt. Da Finnland noch nicht bei vielen als Skisportdestination bekannt ist, muss man an den Skiliften nie anstehen und die Pisten sind bis abends fast jungfräulich und griffig. Der Neuschnee von der Nacht zuvor war zudem genial zu fahren und blieb uns den ganzen Skitag treu bestehen – der Kälte sei Dank!
Reisetipp: Die komplette Skiausrüstung kann vor Ort ausgeliehen werden. Für ca. 80€ bekommt man nicht nur den Tagesskipass, sondern man erhält die komplette Skiausrüstung leihweise „on top“ dazu. Ein weiterer Vorteil ist, dass man ohne mit viel Sportgepäck anreisen kann. Einzig und allein die Skibrille sollte man von zu Hause mitbringen.
Insgesamt war es ein sehr gelungener Tag für mich, bei der ich meiner Leidenschaft des Alpinskifahrens frönen konnte. Am Schluss waren wir gerade noch zu zweit auf der Piste! Glücklich über den sportlichen Tag sind war dann noch Shoppen gegangen. Die Kleidermarken, die wir fanden, gibt es bei uns in Deutschland leider nicht. Außerdem profitierte ich von den 60 Prozent Rabatt zum Saisonende und kleidete mich Vorort direkt neu ein. Der nächste kalte Winter (vielleicht in Finnland) kann also kommen!
Unseren letzten Abend durften wir im Bergrestaurant TUIKKU feiern! Er begann mit einem schönen Glühwein zur Einstimmung auf das Kommende. Wie bestellt, waren zum Schluss des Abschiedsabends noch die Polarlichter zu sehen. Das war Gänsehautfeeling pur. Die grünen Nebelschlieren schlängelten sich fast eine Stunde über die klare Winternacht. Einen besseren Abschluss, einer solch einzigartigen und ereignisreichen Seminarreise hätte man sich wirklich nicht wünschen können!
Am nächsten Tag hieß es leider Abschied nehmen. Der Busfahrer chauffierte uns ein letztes Mal durch die traufhaft schöne Winterlandschaft nach Rovaniemi, dem Weihnachtsmanndorf, der zugleich unser Abflughafen war.
en Tempe